Volvo P1800 feiert seinen 50. Geburtstag
2011-05-17 08:23
• Legendäres Volvo Sportcoupé ging 1961 in Produktion
• Weltberühmt durch TV-Serie Simon Templar
• Geniale Linienführung von Pelle Petterson
• Ein Weltrekord für die Ewigkeit durch Irv Gordon
Eines der spektakulärsten Modelle des schwedischen Premium-Herstellers, der Volvo P1800, feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Das legendäre Sportcoupé ist das internationalste aller jemals gebauten Volvo Modelle: ein schwedischer Sportwagen, entworfen bei Pietro Frua in Italien, mit in Schottland gepresster Karosserie, in England montiert (zumindest die ersten 6.000 Exemplare), Amerika als wichtigstem Markt und erstmals als Prototyp präsentiert auf dem Automobil-Salon 1960 in Brüssel.
Bereits
in den 1930er Jahren lieferte Volvo Fahrgestelle an verschiedene
Karosseriehersteller, die damit Coupé-Modelle für Kunden bauten, die ein
besonders individuelles Fahrzeug wünschten. Anfang der 1950er Jahre
entstanden einige Prototypen, deren mögliche Serienfertigung allesamt
vom Vorstand verworfen wurden. Der erste Prototyp des späteren Volvo
P1800 wurde 1957 bei Frua in Turin entwickelt und basierte mechanisch
auf dem Volvo P120 Amazon. Mit ihm entstanden bei Volvo die ehrgeizigen
Pläne, sich durch das Angebot eines GT-Modells in höheren Marktsegmenten
zu profilieren.
Seine Weltpremiere feierte der Volvo P1800 als
Prototyp schließlich 1960 auf dem Brüsseler Automobil-Salon und
begeisterte das Publikum auf Anhieb.
Durch die Verwendung von
Komponenten des Volvo Amazon erhielt der Volvo P1800 auch den 90 PS
starken fantastischen B18B-Motor, der ebenso zum Erfolg beitrug wie das
italienisch inspirierte Design des zweisitzigen Sportcoupés. Der Volvo
P1800 wurde in Deutschland im ersten Jahr seines Verkaufs zu einem Preis
von 17.500,– D-Mark angeboten.
Aus Kapazitätsgründen wurden die
ersten 6.000 Exemplare bei Jensen Motors Ltd. in Großbritannien
gefertigt. 1963 wurde die Produktion nach Lundby verlegt und die
Typenbezeichnung in Volvo P1800S (für Schweden) geändert. Kurz danach
verzichtete Volvo auf das P und auch die Fertigung der Karosserieteile
fand nun in Schweden statt.
1968 erhielt der Volvo 1800 den
2,0-Liter-Motor des Typs B20B mit 105 PS Leistung, 1970 kamen eine
elektronische Kraftstoffeinspritzung (Bosch D-Jetronic) und
Scheibenbremsen rundum hinzu. Die Typenbezeichnung änderte sich in Volvo
1800E und die Motorleistung kletterte bis auf 124 PS.
Vom
Volvo P1800 wurden bis zum Produktionsende am 22. Juni 1972 39.414
Einheiten verkauft. Vom Schwestermodell, dem Volvo P1800 ES
(„Schneewittchensarg“), wurden zwischen 1971 und 1973 8.077 Exemplare
produziert. Der Dreitürer präsentierte sich als Sportwagen mit
Kombiheck, bei dem die hinteren Sitze nach vorn geklappt werden konnten,
wodurch eine ebene Ladefläche entstand – eine für diese Zeit sehr
ungewöhnliche Lösung.
Zwei Namen sind eng mit der Geschichte des
Volvo P1800 verbunden – jeder auf seine ganz eigene Weise. Zunächst
einmal der 1932 geborene Pelle Petterson, der zusammen mit seinem Vater
Helmer Petterson, der auch als „Vater des Buckel Volvo“ gilt, die ersten
Prototypen fertigte. Pelle Petterson hatte am Pratt Institute in New
York Industriedesign mit dem Schwerpunkt Automobildesign studiert. Nach
der Rückkehr aus den USA heuerte er bei Frua in Italien an und sein
Vorschlag für ein neues Volvo GT-Modell wurde schließlich in Göteborg
zum Favoriten erkoren. Die geniale Linienführung des jungen schwedischen
Designers hatte die Unternehmensleitung von Volvo überzeugt. Auch wenn
der Volvo P1800 im Jahr 2000 von einer Experten-Jury zu den wichtigsten
100 Automobilen des 20. Jahrhunderts gewählt wurde, sollte sich die
Karriere des Pelle Petterson gänzlich anders entwickeln. Denn neben dem
Volvo P1800 entstand aus Pettersons Feder nur noch ein kleineres NSU
Modell. Stattdessen kreierte der Schwede Mopeds, Rasenmäher,
Armbanduhren, Feuerzeuge – und Yachten. Petterson war passionierter und
erfolgreicher Segler, unter anderem gewann er zwei olympische Medaillen
und mehrere Weltmeisterschaften, und heute ist Petterson eher für seine
Yacht- als seine Automobil-Entwürfe bekannt.
Der zweite Mann,
der untrennbar mit dem Volvo P1800 verbunden ist, heißt Irv Gordon und
ist US-Amerikaner. Irv Gordon verbrachte mehr Zeit hinter dem Lenkrad
eines Volvo P1800 als sonst irgendjemand auf der Welt. Bis heute hat der
70-jährige Gordon, ein ehemaliger Lehrer aus dem Staate New York, mehr
als 4,5 Millionen Kilometer mit seinem roten Volvo P1800 zurückgelegt –
alles mit dem ersten Motor. Ein Guiness-Weltrekord für die Ewigkeit.
Gordon kaufte seinen Volvo P1800 im Jahr 1966. Seither wurde das
Sportcoupé nur zweimal grundüberholt. Im Jahr 2013 will Gordon die Marke
von drei Millionen Meilen (4.827.000 Kilometer) erreichen. Sein Tip für
ein langes Autoleben: „Befolge das Wartungshandbuch, ersetze
verschlissene oder defekte Teile sofort – und lass nie jemand anderen
mit deinem Auto fahren.“